Wie Naomi Wolf einmal das Kopftuch als Fetisch entdeckte

9. September 2008 § 4 Kommentare

Und wieder macht sich eine feministische Autorin daran, die Verwandtschaft zwischen feministischer und islamistischer Sexualmoral zu beweisen und zu begrüßen. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Genderforscherin Christina von Braun beklagt, daß die Beschäftigung mit der Unterdrückung der Frauen in islamischen Gesellschaften nur davon ablenken will, daß Frauen im Westen eigentlich viel schlimmer unterdrückt werden – durch Sexualisierung und Schönheitskult. Jörg Lau berichtete damals in seinem Blog. Laus sarkastischer Kommentar:

Ich finde allerdings, man sollte das konsequent zuende denken: Nur das Kopftuch – nein, der Vollschleier, kann die Frau davor beschützen, zum Sexualobjekt degradiert zu werden, wie es im Westen gang und gäbe ist. Der Westen (i.e. der verhasste westliche Mann) mit seinem Fortschrittglauben und seinen kolonialen Eroberungen will nun auch noch die muslimische Frau befreien (und so genannte Feministinnen helfen ihm dabei!): Denn die muslimische Frau mit Kopftuch ist der letzte noch nicht kolonialisierte Flecken dieser Erde! Unterm Dirndl wird gejodelt, doch unterm Schleier wächst der Widerstand!

Jetzt hat es jemand konsequent zuende gedacht, und zwar Naomi Wolf – ja, genau die Naomi Wolf, die vor vier Jahren den damals schon schwer kranken Literaturwissenschaftler Harold Bloom öffentlich demütigte, indem sie ihm im New York Magazine vorwarf, er habe sie 20 Jahre zuvor sexuell belästigt und traumatisiert, indem er ihr eine Hand auf den Oberschenkel gelegt habe. « Den Rest dieses Eintrags lesen »

Neue Frauen braucht das Land

24. August 2008 § 2 Kommentare

Robin Alexander widmet sich in der heutigen Wams der Frage, an wem es liegt, daß die Utopie vollendeter Geschlechtergerechtigkeit im Privatleben noch immer nicht verwirklicht ist:

Das Versprechen der Vätermonate, nach einer kurzen Babypause langfristig Aufgaben zu Hause und im Büro zu übernehmen, ist also Utopie.  Zu diesem Befund kommt auch Robert Habeck in seinem gerade erschienenen Buch „Verwirrte Väter“ (Gütersloher Verlagshaus). Habeck, 38 Jahre, vier Söhne, Teilzeit arbeitender Schriftsteller, nebenberuflich Vorsitzender der Grünen in Schleswig-Holstein, könnte selbst als Rollenmodell der viel bejubelten neuen Väter durchgehen. Will er aber nicht: „Die Vätermonate sind doch nichts als ein längerer Jahresurlaub“, meint er. Danach übernähmen die neuen Väter mitnichten mehr Anteile an der Familienarbeit, „im Gegenteil, junge Väter räumen der Karriere einen höheren Stellenwert in ihrem Leben ein, als sie es vor der Geburt ihres Kindes taten“. Dies tun die Männer nicht aus Egoismus. Im Gegenteil: Hinter der Arbeitswut der neuen Väter steht Verantwortungsgefühl – und oft eine Frau. „Plötzlich und irgendwie überraschend ist es da, das große Gefühl, nicht nur sich selbst verpflichtet zu sein. Und es ist ein Gefühl, das vor allen Dingen Männer haben. Frauen weichen diesem Druck offensichtlich und statistisch nachweisbar aus, indem sie ihn ebenfalls auf den Mann übertragen.Gerade im hedonistischen Großstadtmilieu, in dem der Emanzipationsgedanke theoretisch unumstritten ist, greife dieser Mechanismus: „Ich jedenfalls kenne eine Reihe von Paaren, von denen die Frau ihrem Partner nach der Geburt gesagt hat, dass jetzt die Zeit des Lotterlebens, der Minijobs und des Prekariats vorbei zu sein habe und die erste Vaterpflicht sei, Kohle ranzuschaffen.“ Auch berufstätige Frauen, die vorher sogar mehr als ihre Männer verdienten, verlangten als Mütter plötzlich nach einem Versorger. Habeck konstatiert kühl: „Moderne Väter erfordern offensichtlich auch moderne Frauen.“ Da die Frauen nicht so modern seien, wie sie vorgeben, haben die Väter zwar das Baby auf dem Arm, aber den Kopf schon wieder im Büro. „Männer tun, was sie tun, ab dem Moment der Vaterschaft auch unter dem Aspekt des Geldverdienens“, schreibt er. Sein Fazit: „Karriere machen und den Abwasch – das ist ziemlich viel verlangt.“

Was spricht eigentlich gegen Frauen in Führungspositionen?

31. Mai 2008 § 2 Kommentare

Zum Beispiel das hier:

Die EMMA-Redaktion gibt bekannt, dass sie die Phase der Einarbeitung von Lisa Ortgies in die Chefredaktion nach zwei Monaten beendet.

Zu unserem Bedauern eignet sich die Kollegin … nicht für die umfassende Verantwortung einer Chefredakteurin.

Kein männlicher Chef dieser Welt hätte eine Mitarbeiterin auf diese Art und Weise weggebissen und ihr noch öffentlich hinterhergetreten („eignet sich nicht für die Verantwortung …“), um sie bei zukünftigen Arbeitgebern mies zu machen, d.h. ihr persönlich zu schaden. Dies ist im Geschäftsleben, gelinde gesagt, unüblich, selbst wenn ein Mitarbeiter tatsächlich unqualifiziert war. Alice Schwarzer schert es nicht.

Schwarzer scheint kein Einzelfall zu sein. Die von Chefinnen derart Geschaßten sind in der Regel Frauen, wie ich im eigenen Umfeld schon mehrfach beobachten konnte. Fühlen sich weibliche Chefs durch die Konkurrenz qualifizierter und engagierter Mitarbeiterinnen besonders bedroht?

Siehe auch hier, hier und hier.

„Darauf bin ich gar nicht scharf“

22. April 2008 § Hinterlasse einen Kommentar

Der Soziologe Gerhard Amendt begrüßt es, daß sich in der Erörterung der Frage, warum sich auf den obersten Sprossen der Karriereleiter immer noch weniger Frauen als Männer tummeln, der Akzent allmählich von der Diskriminierungsthese wegbewegt:

Frauen beginnen sich zu fragen, warum ihre Erfolge begrenzt scheinen, und nicht mehr, welcher Mann sie am Erfolg gehindert und welche Institution ihnen ein Bein gestellt oder warum der Sozialstaat ihnen das Problem nicht schon längst aus dem Wege geräumt hat. … Trotzdem wird die Frage nach der eigenen Verantwortung nur schrittweise der Suche nach Sündenböcken weichen. Je näher Frauen der feministischen Ideologie stehen, umso zäher suchen sie nach Sündenböcken. … « Den Rest dieses Eintrags lesen »

Pfui, diese Jungmachos!

9. Februar 2008 § Ein Kommentar

Mariam Lau macht in der heutigen WELT auf einen Umstand aufmerksam, an dem die deutsche Integrationspolitik bisher eben auch scheiterte – an ihrer Jungen- und Männerfeindlichkeit:

Sie (die Integrationspolitik) war und ist nämlich zu stark auf die Frauenbefreiung ausgerichtet – ein Kollateralschaden des deutschen Feminismus. Frauen sollen vor Ehrenmorden geschützt, zu Sprachkursen angehalten und aus den 30 Quadratmetern Deutschland gerettet werden, während einem zum Pater Familias eigentlich gar nichts mehr einfällt. Die Väter sind oft einfache, vielleicht zu Ohrfeigen neigende Männer vom Land, die keinen Schimmer davon haben, was von ihren Kindern in der Schule erwartet wird. Für ihre Söhne kann man sich vielleicht noch erwärmen, wenn sie Kindergartenkinder sind, aber danach wird es schwierig mit den Sympathien. Niemand braucht die lauten, nervigen jungen Machos.Aber ähnlich wie Erdogan für Vernunft und Verantwortlichkeit zu gewinnen war, als man dazu an ihn appellierte, wird es der türkische Familienvater auch sein. Ohne oder gar gegen ihn geht es jedenfalls nicht.

„Das war nicht zum Lachen“

21. Dezember 2007 § Hinterlasse einen Kommentar

Lesenswert! Das Interview mit Esther Vilar („Der dressierte Mann„) in der Schweizer Weltwoche: „Liebe macht unfrei„.

Feministische Planwirtschaft – Neue Folge

13. November 2007 § Hinterlasse einen Kommentar

Ein norwegisches Gesetz schreibt allen börsennotierten Unternehmen vor, bis zum 1. Januar 2008 mindestens 40 Prozent ihrer Aufsichtsratssitze mit Frauen zu besetzen. Vom Gesetz sind 517 Unternehmen betroffen. Bereits seit 2004 müssen Unternehmen im öffentlichen Besitz eine vergleichbare Quote erfüllen. „Wenn Firmen diese Vorgabe nicht erfüllen, verstoßen sie gegen das Gesetz“, sagte der norwegische Außenminister Gahr Störe dem „Tagesspiegel am Sonntag“. Die Firmen sollten sich bewusst sein, dass sie „das Risiko eingehen, aufgelöst zu werden“. (Quelle)

Eine Firma in Norwegen kann also vom Staat aufgelöst werden, wenn sich ihr Aufsichtsrat anders zusammensetzt, als vom Staat vorgeschrieben. Hat das noch irgendetwas mit wirtschaftlicher Freiheit zu tun? Und was, wenn sich nicht genügend geeignete Kandidatinnen finden, um die 40-Prozent-Quote zu erfüllen? (Na, dann nimmt man eben ungeeignete.) Wie wäre es eigentlich, wenn sämtliche Unternehmer, Vorstände, Aufsichtsräte komplett zurückträten und sagen würden: Nun macht euren Kram alleine? Dann hätten wir endlich das sozialistische, ökologische und geschlechtergerechte Paradies – und könnten uns ungestört dem Reisanbau widmen.

Dreimal Rutschky

29. Juli 2007 § 2 Kommentare

Am 17. Juni wurde Margarete Mitscherlich 90. Ein kritischer Geburtstagsgruß von Katharina Rutschky:

Den Spießerfeminismus à la Schwarzer hat sie wohl längst hinter sich gelassen. Die Frage, ob sie sich nochmal an einer EMMA-Initiative gegen die Vermarktung einer paradigmatisch und prototypisch interpretierten schwarzen Frau beteiligen würde, beantwortet sie nicht direkt. Indirekt schon: Wer schön sei, wolle sich zeigen. Andererseits lamentiert sie über weiblichen Masochismus, angezüchtete Komplexe von Minderwertigkeit bei Frauen und Unvollkommenheitsfantasien, die sie selbst bei ihren Enkelinnen registriert. Der Schwarzer-Feminismus, für den sie sich mal ins Zeug gelegt hat, ist wohl lange passé bei der Dame, die dreimal pro Woche noch ins Frankfurter Freud-Institut wandert. Jahrgang 1917, gehört Margarete Mitscherlich einer interessanten und lehrreichen Frauengeneration an, die langsam verschwindet. Ich bekenne mich zur Idealisierung der Damen ihres Typus. Sie wollten sich emanzipieren – unter den Bedingungen der Nazis genauso wie unter denen, die das progressive Bürgertum vorher und nachher stellte. Sie wussten, was im Hinblick auf Emanzipation anstand, mussten aber doch alles alleine durchstehen. Klagen und lamentieren war ihre Sache nicht. Eher handeln und Probleme herunterschlucken.

Bei der Gelegenheit sei auch an Rutschkys wunderschönen Verriß des letzten Buches von Alice Schwarzer erinnert:

Selbst altgediente Feministinnen, Kritikerinnen, ja Feinde von Schwarzer starten jede Erläuterung zu ihrer Person mit der Einleitung, dass sie ja ihre Verdienste habe. Fragt man nach: „Und welche, jetzt mal genau?“, – wird es umso dünner, je engagierter, informierter und intellektueller die Gesprächspartnerin ist.

Und wie der sehr der zeitgenössische akademische Ferminismus an den kulturwissenschaftlichen Fakultäten in der Tradition deutsch-romantischer Zivilisationsmüdigkeit steht, zeigt Rutschky anhand des jüngsten Buches von Christina von Braun und Bettina Mathes:

Kratzt man an der Fassade, kommt nichts anderes zum Vorschein als eine Kultur- und Kapitalismuskritik, die Islam und Orient zur Folie einer bekannten Selbstkritik macht, die den „Westen“ ja tatsächlich um hohen Preis weiter nach vorn gebracht hat als andere „Kulturen“.

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